Du-bist-wunderbar-Brief #11 – für eine Erzieherin

Angenommen-Sein ist aus meiner Sicht das größte Geschenk des Lebens. Da ich es liebe Herzens-Geschenke zu machen, schreibe ich in diesem Herbst und Winter Du-bist-wunderbar-Briefe, in denen ich Menschen, so wie sie sind, ganz annehme.

Liebe Erzieherin,

kürzlich haben wir uns nach einiger Zeit wiedergesehen. Ich freute mich schon vorab auf dich und deine Kolleginnen. Du bist Teil einer Gruppe wundervoller Frauen, die sich für ihre Arbeit engagieren. Mit Herzblut. Mit Eifer. Mit dem festen Willen, jedem Menschen, mit denen Ihr arbeitet, etwas Gutes zu tun. Ihr Leben zu bereichern. Und auch in der schlimmsten Krise das Beste aus jeder Situation zu machen.

Du sahst mich wie immer lächelnd an, doch wirkte es auf mich, als sei da eine gewisse Trauer in deinem Blick. Wir unterhielten uns, doch spürte ich, dass da noch etwas war. Etwas, dem du keinen Raum geben wolltest. Du versuchtest zu lächeln, doch wollte es dir nicht gelingen. Dich so zu sehen, ging mir nah.

Du bemühtest dich, Leichtigkeit in die Runde zu bringen. Du warst aufmerksam und fürsorglich im Umgang mit den anderen. Doch irgendwie übersahst du dabei dich.

Als wir über unsere Ideale im Berufsalltag sprachen, kamen dir die Tränen. Du bemühtest dich darum, Fassung zu bewahren, doch wollte es dir nicht gelingen.

Ich spürte, wie unangenehm es dir war. Ich spürte die Betroffenheit der anderen.

Du, die immer stark zu sein scheint. Die immer für andere da ist. Die die Krankheitsausfälle im Team kompensiert. Die jeden auffängt, dem es nicht gut geht. Du, die immer ein Fels in der Brandung ist, fühlst dich im Moment gar nicht so. Du sagtest nicht viel, doch spürte ich, dass du dich gerade schwach fühlst. Hilflos. Voller Kummer, weil es gerade nicht so weiter geht, wie in den letzten Jahren. Du wunderbare Frau zeigtest uns, dass du gerade an deine Grenzen kommst.

Augenblicklich wurde es ruhig. Keiner sagte mehr was. Dein Kummer war zum Greifen nah.  Die Betroffenheit war in allen Gesichtern zu sehen.

Dann sprudelte es aus ihnen heraus. Was du jeden Tag leistest. Wie sie sich auf dich verlassen können. Welche Stütze du bist. Wie sehr sie dich bewundern. Ich werde die Überraschung in deinen Augen nie vergessen.

Wenn ich dich sehe, habe ich immer das Gefühl, dass ein Engel auf die Welt gekommen ist. Jemand, der die Herzen der Menschen berührt, die viel Kummer haben. Der diesen Menschen viel Liebe gibt. Bedingungslos. Ein Engel, der das Leben dieser Menschen bereichert.

Ich wünsche dir, dass du erkennst, was für ein wunderbarer Mensch du bist. Dass du spürst, was du jeden Tag leistest. Wie wichtig du für die Kinder bist. Welches Geschenk du für uns alle bist.

Ich wünsche dir, dass du nicht nur bedingungslos gibst und liebst, sondern dass du auch annehmen kannst. Bedingungslos. Ohne das Gefühl zu haben, etwas dafür tun zu müssen.

Ich wünsche dir, dass du dir selbst deine beste Freundin wirst. Dass du dir selbst Anerkennung gibst.  Dass du spürst, wie sehr du geliebt wirst. Dass du diese Liebe annehmen kannst.

Ich wünsche dir, dass du spürst, wie wundervoll du bist.

Herzlichst

Birte

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